Till Westermayer, Inst. f. Forstbenutzung u. Forstliche Arbeitswissenschaft, R219, Werderring 6, 79085 Freiburg
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Zur Soziologie des Alltags             Seminarplan WS 2002/03

Termin

Thema

Referate

Do, 17.10.2002

1.        Einführung, Seminarplan,
Organisation

 

 

Do, 24.10.2002

2.        Was ist Alltag?

 

 

Do, 31.10.2002

3.        System und Lebenswelt

 

 

Do, 07.11.2002

4.        Wissenssoziologie I – Die Grundlagen des Wissen in der Alltagswelt

 

Do, 14.11.2002

5.        Wissenssoziologie II – Gesellschaft als objektive Wirklichkeit

 

 

Do, 21.11.2002

6.        Wissenssoziologie III – Gesellschaft als subjektive Wirklichkeit

 

 

Do, 28.11.2002

7.        Ethnomethodologie

 

 

Do, 05.12.2002

8.        Selbstdarstellung im Alltag

 

 

Do, 12.12.2002

9.        Methoden Qualitativer Sozialforschung / Projektorganisation

 

 

Do, 19.12.2002

10.    Milieus, Lebensstile, Habitus

 

 

 

Weihnachtspause

Do, 09.1.2003

11.    Alltägliche Lebensführung

 

 

Do, 16.1.2003

12.    Alltägliche Dinge

 

 

Do, 23.1.2003

13.    Fahrstühle und Warteräume

 

 

Do, 30.1.2003

14.    Projektvorstellungen A / B

 

 

Do, 06.2.2003

15.    Projektvorstellungen C / D

 

 

Do, 13.2.2003

16.    Projektvorstellungen E /
Nachbesprechung

 

 

 


Literaturliste

1 Allgemeines

1.a Lexika und Sekundärliteratur

Fuchs-Heinritz, W. et al. (1994): Lexikon zur Soziologie. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Kaesler, Dirk (Hrsg.) (1999): Klassiker der Soziologie. Bd. 1 und 2. München: Beck.

Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2002): Datenreport 2002. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. (Insb. Teil II).

1.b Literatur zur Soziologie des Alltags (u.a. zu hier nicht behandelten Themen/Grundlagen der Alltagssoziologie)

Alheit, Peter (1983): Alltagsleben: zur Bedeutung eines gesellschaftlichen „Restphänomens“. Frankfurt/Main: Campus.

Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hrsg.): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit. Bd. 1. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Baethge, Martin / Eßbach, Wolfgang (Hrsg.) (1983): Soziologie, Entdeckungen im Alltäglichen: Hans Paul Bahrdt - Festschrift zu seinem 65. Geburtstag. Frankfurt: Campus.

Bahrdt, Hans Paul (1996): Grundformen sozialer Situationen: eine kleine Grammatik des Alltagslebens. München: Beck.

Beck, Ulrich / Ziegler, Ulf Erdmann / Rautert, Timm (Fotos) (1997): Eigenes Leben: Ausflüge in die unbekannte Gesellschaft, in der wir leben. Taschenbuchausgabe. München: Beck.

Heller, Agnes (1978): Das Alltagsleben. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Holz, Erlend (2000): Zeitverwendung in Deutschland: Beruf, Familie, Freizeit. Stuttgart: Metzler-Poeschel.

Lefebvre, Henri (1974/75): Kritik des Alltagslebens. 3 Bd. München: Carl Hanser.

Mannheim, Karl (1980): »Eine soziologische Theorie der Kultur und ihrer Erkennbarkeit (Konjunktives und Kommunikatives Denken)«, in David Kettler, Volker Meja, Nico Stehr (Hrsg.): Strukturen des Denkens. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980, S. 155-322.

Prodoehl, Hans-Gerd (1983): Theorie des Alltags. Berlin: Duncker & Humblot.

Schütz, Alfred (1932): Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Wien.

Schütz, Alfred / Luckmann, Th. (1975/84): Die Strukturen der Lebenswelt. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

2 Was ist Alltag?

Elias, Norbert (1978): »Zum Begriff des Alltags«, in K. Hammerich u. M. Klein (Hrsg.): Materialien zur Soziologie des Alltags. Sonderheft der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 22-29.

Hitzler, Ronald (1986): »Die Attitüde der künstlichen Dummheit. Zum Verhältnis von Soziologie und Alltag«, in Sozialwissenschaftliche Informationen, Jg. 15, H. 3, S. 53-59.

Soeffner, Hans-Georg (2001): »Handeln im Alltag«, in B. Schäfers / W. Zapf (Hrsg.): Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands. 2. Aufl., Opladen: Leske + Budrich, S. 282-294.

3 System und Lebenswelt

Habermas, Jürgen (1981): »Das Konzept der Lebenswelt und der hermeneutische Idealismus der verstehenden Soziologie«, in ders.: Theorie des kommunikativen Handelns. Bd. 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 182-228.

4 Wissenssoziologie I – Die Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt

Berger, Peter L. / Luckmann, Thomas (1977): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. 5. Aufl., Frankfurt am Main: Fischer, S. 1-48.

5 Wissenssoziologie II – Gesellschaft als objektive Wirklichkeit

Berger, Peter L. / Luckmann, Thomas (1977): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. 5. Aufl., Frankfurt am Main: Fischer, S. 49-138.

6 Wissenssoziologie III – Gesellschaft als subjektive Wirklichkeit

Berger, Peter L. / Luckmann, Thomas (1977): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. 5. Aufl., Frankfurt am Main: Fischer, S. 139-196.

7 Ethnomethodologie

7.a Basistext

Garfinkel, Harold (1967): »Studies of the routine ground of everyday activities«, in Studies in Ethnomethodology. Englewood Cliffs: Prentice-Hall, pp. 35-75.

7.b Ergänzende und erläuternde Texte

Garfinkel, Harold (1967): Studies in Ethnomethodology. Englewood Cliffs: Prentice-Hall (v.a. die ersten Kapitel).

Garfinkel, Harold (1973): »Das Alltagswissen über soziale und innerhalb sozialer Strukturen«, in: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hrsg.): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit. Bd. 1. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, S. 189-261. (Entspricht inhaltlich in etwa dem Basistext, ist aber meines Erachtens deutlich schwerer verständlich als dieser).

Leiter, Kenneth (1980): A Primer on Ethnomethodology. New York, Oxford: Oxford University Press.

Patzelt, Werner J. (1987): »Konzepte und Theoreme der allgemeinen ethnomethodologischen Theorie«, in: ders.: Grundlagen der Ethnomethodologie. Theorie, Empirie und politikwissenschaftlicher Nutzen einer Soziologie des Alltags. München: Wilhelm Fink Verlag, S. 42-144.

8 Selbstdarstellung im Alltag

Goffman, Erving (1977): Rahmen-Analyse. Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 602-620.

Goffman, Erving (1983): Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München / Zürich: Pieper. (Amerik. Orig.: New York 1959).
Basistext für alle: Definitionen: S. 18, Darstellungen: S. 19-34, Orte: S. 99-128.

9 Methoden Qualitativer Sozialforschung

9.a Basistexte

Flick, Uwe (1995): »Beobachtungsverfahren«, in ders.: Qualitative Forschung. Theorie, Methoden, Anwendung in Psychologie und Sozialwissenschaften. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, S. 152-175. (eine für eigene Projekte im Rahmen des Seminar sinnvollen Methode).

Flick, Uwe; Kardorff, Ernst von; Steinke, Ines (2000): »Was ist qualitative Forschung? Einleitung und Überblick«, in dies. (Hrsg.): Qualitative Forschung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, S.13-29.

Strauss, Anselm / Corbin, Juliet (1996): »Techniken zum Erhöhen der theoretischen Sensibilität«, in: dies.: Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz, S. 56-74.

9.b Ergänzende Literatur (nur eine sehr kleine Auswahl)

Bohnsack, Ralf (1999): Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in Methodologie und Praxis qualitativer Forschung. 3. Aufl., Opladen: Leske + Budrich.

Flick, Uwe: Qualitative Forschung. Theorie, Methoden, Anwendung in Psychologie und Sozialwissenschaften. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Flick, Uwe; Kardorff, Ernst von; Steinke, Ines (Hrsg.) (2000): Qualitative Forschung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Glaser, Barney G. / Strauss, Anselm L. (1979): »Die Entdeckung gegenstandsbezogener Theorie: Eine Grundstrategie qualitativer Sozialforschung«, in C.Hopf u. E.Weingarten (Hrsg.): Qualitative Sozialforschung. Stuttgart: Klett-Cotta, S. 91-111.

Glaser, Barney G. / Strauss, Anselm L. (1998): Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung. Bern u.a.: Verlag Hans Huber. (orig. 1967).

Strauss, Anselm L. (1994): Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Datenanalyse und Theoriebildung in der empirischen und soziologischen Forschung. München: Fink 1994.

Siehe auch: http://qualitative-research.net/fqs/fqs.htm

10 Milieus, Lebensstile, Habitus

10.a Basistexte

Teil I Habitus: Bourdieu, Pierre (1987): »Der Habitus und der Raum der Lebensstile«, in ders.: Die feinen Unterschiede. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 277-286.

Teil II Milieus und Lebensstile: Gapski, Jörg / Köhler, Thomas / Lähnemann, Martin (2000): Alltagsbewußtsein und Milieu­struktur der westdeutschen Studierenden in den 80er und 90er Jahren. Studie­rende im Spiegel der Milieulandschaft Deutschlands. A 1 / 2000, Hannover: HIS. [http://www.his.de/doku/publi/kia/kiapdf/kia200001.pdf]  

10.b Ergänzende Literatur zum Habitus

Krais, Beate / Gebauer, Gunter (2002): Habitus. Bielefeld : Transcript-Verlag.

10.c Ergänzende Literatur zum Milieus und Lebensstilen

Vester, Michael et al. (2001): Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Flaig, B.B.; Meyer, Th.; Ueltzhöffer, J. (1993): Alltagsästhetik und politische Kultur: zur ästhetischen Dimension politischer Bildung und politischer Kommunikation. Bonn: Dietz.

Georg, Werner (1998): Soziale Lage und Lebensstil: eine Typologie. Opladen: Leske + Budrich.

Schwenk, Otto G. (Hrsg.) (1996): Lebensstil zwischen Sozialsstrukturanalyse und Kulturwissenschaft. Opladen: Leske + Budrich.

11 Alltägliche Lebensführung

11.a Basistext

Jurczyk, Karin / Rerrich, Maria S. (1993): »Einführung: Alltägliche Lebensführung: Der Ort, wo „alles zusammenkommt“«, in dies. (Hrsg.): Die Arbeit des Alltags. Beiträge zu einer Soziologie der alltäglichen Lebensführung. Freiburg: Lambertus, S.11-45.

11.b Ergänzende Literatur

Holzkamp, Klaus (1995): »Alltägliche Lebensführung als subjektwissenschaftliches Grundkonzept«, in Das Argument, Nr. 212, S. 817-846.

Jurczyk, Karin / Rerrich, Maria S. (Hrsg.) (1993): Die Arbeit des Alltags: Beiträge zu einer Soziologie der alltäglichen Lebensführung. Freiburg: Lambertus.

Projektgruppe Alltägliche Lebensführung (Hrsg.) (1995): Alltägliche Lebensführung: Arrangements zwischen Traditionalität und Modernisierung. Opladen: Leske + Budrich.

Voß, G. Günter / Weihrich, Margit (Hrsg.) (2001): tagaus – tagein. Neue Beiträge zur Soziologie Alltäglicher Lebensführung. München und Mering: Rainer Hampp Verlag.

Voß, Gerd-Günter (1991): Lebensführung als Arbeit. Über die Autonomie der Person im Alltag der Gesellschaft. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag.

Weihrich, M. / Voß, G. G. (Hrsg.) (2002): tag für tag. Alltag als Problem – Lebensführung als Lösung? Neue Beiträge zur Soziologie Alltäglicher Lebensführung. München und Mering: Rainer Hampp Verlag.

Siehe auch: www.arbeitenundleben.de (u.a. eine sehr umfangreiche Bibliographie zum Thema „Alltägliche Lebensführung“)

12 Alltägliche Dinge

12.a Basistext

Hörning, Karl H. (1988): »Technik im Alltag und die Widersprüche des Alltäglichen«, in Joerges, Bernward (Hrsg.): Technik im Alltag. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 51-94.

12.b Weitere Literatur (aus ganz unterschiedlichen Richtungen)

Baudrillard, Jean (1991): Das System der Dinge. Über unser Verhältnis zu den alltäglichen Gegenständen. Reihe Campus, Bd. 1039: Frankfurt/New York: Campus.

Braun, Ingo (1993): Technik-Spiralen. Vergleichende Studien zur Technik im Alltag. Berlin: Editon Sigma.

Gil, Thomas (1999): »Das technisierte Alltagshandeln«, in: ders.: Kulturphilosophie des Alltags. Berlin: BERLIN-Verlag Arno Spitz GmbH, Nomos, S. 37-55.

Hörning, Karl H. (2001): Experten des Alltags. Die Wiederentdeckung des praktischen Wissens. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.

Hörning, Karl H. / Ahrens, Daniela / Gerhard, Anette (1997): Zeitpraktiken. Experimentierfelder der Spätmoderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Joerges, Bernward (Hrsg.) (1988): Technik im Alltag. Frankfurt am Main: Suhrkamp, daraus insb. Hörning (s.o.) und Werner Rammert: »Technisierung im Alltag. Theoriestücke für eine spezielle soziologische Perspektive«, S. 165-197.

Sackmann, Reinhold / Weymann, Ansgar (1994): Die Technisierung des Alltags. Generationen und technische Innovationen. Frankfurt am Main / New York: Campus.

Als literarische Ergänzung: Baker, Nicholson (1993): Rolltreppe oder die Herkunft der Dinge. Reinbek: Rowohlt.

13 Fahrstühle und Warteräume

Hirschauer, Stefan (1999): »Die Praxis der Fremdheit und die Minimierung der Anwesenheit. Eine Fahrstuhlfahrt«, in Soziale Welt 50, S. 221-246.

Paris, Rainer (2001): »Warten auf Amtsfluren«, in Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozial­psychologie, H. 4, Jg. 53, S. 705-733.


Soziolog(Inn)en zum Thema „Alltag“


„’Lebenswelt’ meint [...] das Insgesamt subjektiver Wirklichkeit eines Individuums, also alle be­deut­samen Erlebnisbereiche des Alltags (Arbeit, Familie, Freizeit, Konsum usw.), die bestimmend sind für die Entwicklung und Veränderung von Einstellungen, Werthaltungen und Verhaltens­änderungen; aber auch Wünsche, Ängste, Sehnsüchte, Träume usw. zählen dazu.“ (Flaig et al. 1993,  S. 51)

„[...] Alltag sei dann, wenn etwas ‚wie gewohnt‘ verlaufe. Aber nicht alles Gewohnte ist alltäglich (wenngleich das meiste), und nicht alles, was Alltag ist, ist nur Gewohnheit. Aber vielleicht kommen wir weiter, wenn wir anknüpfen an dem, was wir über das Wissen gesagt haben und darüber, daß die Wirklichkeit des Menschen vor allem aus Wissen besteht. // Wenn wir uns überlegen, was wohl alltägliches Wissen sein könnte, so stoßen wir zweifellos zunächst auf all das, was uns normalerweise gar nicht ausdrücklich als Wissen präsent ist [...] Ist demnach als entweder nur das Wissen, das jeder­mann hat, Alltagswissen, oder ist gar alles Wissen Alltagswissen? Nun, weder noch: Alltagswissen ist vielmehr vor allem ein besonderes Wissen darüber, wie man mit Wissen umzugehen hat, nämlich pragmatisch, d.h. bezogen auf die Notwendigkeit, sein Leben zu ‚vollziehen‘. // [...] Kurz: Alltag ist einfach eine pragmatische Einstellung, die wir offensichtlich mit anderen Menschen irgendwie teilen. Alltag ist jene Geisteshaltung, in der wir annehmen, daß andere normale, hellwache, erwachsene Menschen im großen und ganzen Menschen ‚wie wir‘ sind, daß sie also, wären sie an unserer Stelle, ‚die Dinge‘ auch ungefähr so sehen würden, wie wir sie sehen [...]“ (Hitzler 1986, S. 55)

„Alltag ¬® Festtag [...], Alltag = Routine [...] Alltag = Arbeitstag [...] Alltag = Leben der Masse der Völker [...] Alltag = Ereignisbereich des täglichen Lebens [...] Alltag = Privatleben (Familie, Liebe, Kinder) [...] Alltag = Sphäre des natürlichen, spontanen, unreflektierten wahren Erlebens und Denkens [...] Alltag (Alltagsbewußtsein) = Inbegriff des ideologischen, naiven, undurchdachten und falschen Erlebens und Denkens [...] Die Liste ist alles andere als vollständig.“ (Elias 1978, S. 26)

 Alltag, der Handlungsbereich, in dem die fundamentalen sozialen Orientierungen ausgebildet werden. Die Lebenswelt des A.s ist bestimmt durch Intersubjektivität und fraglose Gegebenheit, sie ist die ‚vornehmlich und ausgezeichnete Wirklichkeit’ (A. Schütz). Für die interpretative Soziologie verbindet sich mit der Soziologie des A.s ein Forschungsprogramm, auf theoriestrategischer wie auf methodologischer Ebene. Die Rekonstruktion der Strukturen des A.shandelns gilt als eine vordringliche Aufgabe der Soziologie.“ (Lexikon zur Soziologie 1994, S. 30).

Alltagskultur. [...] Gemeint ist das Insgesamt von im alltäglichen Leben produzierten und tradierten Kulturformen, also Kleidung, Wohnungseinrichtung, Formen der Ernährung und des Essens, Formen des Umgangs und der Geselligkeit, Geschichtenerzählen und Liedersingen usw., auch selbständige Umformung und Umdeutung massenmedialer Angebote [...]“ (Lexikon zur Soziologie 1994, S. 31)

„Als ‚Alltägliche Lebensführung’ wird der Zusammenhang aller Tätigkeiten einer Person in den verschiedenen für sie jeweils relevanten sozialen Lebensbereichen definiert: ihre Erwerbstätigkeit, Familie und Hausarbeit, Freizeit und Erholung, Bildungsaktivitäten usw.“ (Voß / Weihrich 2001, S. 10)

„Das soziale Feld, in dem Alltagswirklichkeit erfahren und aufrechterhalten wird, ist die Alltagswelt. Beide Begriffe trotz der Verschränkung ihrer empirischen Referenten zu trennen, ist vorteilhaft, da sich in ihnen unterschiedliche Fragestellungen niederschlagen. Das Konzept der Alltagswirklichkeit verweist auf die Frage nach der Koexistenz mannigfaltiger Wirklichkeiten, [...]; das Konzept der Alltagswelt hingegen verweist auf die Frage danach, wie innerhalb dieser spezifischen Wirklichkeiten ‚Welt’ erfahren und wie sie benutzt wird.“ (Patzelt 1987, S. 43)

„Der [...] in ihren jeweiligen Theorien thematisierte Alltag ist der Ort der konkreten Lebenspraxis vergesellschafteter Individuen, der Ort, an dem das Leben konkret gelebt, erlebt und erlitten wird. Globale Konflikte und problematische Gesamtlagen greifen in den Alltag der Menschen hinein, sind in diese präsent. Im Alltag ist die Arbeitswelt gegenwärtig. Aber nicht nur dies: Es gibt einen Alltag der Arbeit, und jede Arbeitswelt hat auch ihren Alltag. ‚Arbeit’, ‚Wirtschaft’, ‚Wissenschaft’ und ‚Staat’ sind Begriffe, mit denen man sich auf Handlungs- und Tätigkeitsformen bezieht, die in gewisser Hinsicht außer­halb des Alltags stattfinden. Die Folgewirkungen solcher Handlungs- und Tätigkeitsformen verän­dern aber in einer radikalen Art und Weise den Alltag der Menschen. Außerdem gibt es den Alltag des Wirtschaftshandelns, den Alltag des wissenschaftlichen Forschungshandelns, den Alltag der Politik und des Staatshandelns.“ (Gil 1999, S. 33f).

„Mit ‚Alltag’ bezieht man sich erstens auf bestimmte Wissensformen, die man mit anderen Wissens­for­men, zum Beispiel wissenschaftlichen [...], kontrastieren kann. [...] ‚Alltag’ kann zwei­tens besondere Handlungsformen und ihre Institutionalisierung bezeichnen. [...] Mit ‚Alltag’ um­schreibt man drittens in einer räumlichen Art gewisse Lebens- und Tätigkeitsbereiche.“ (Gil 1999, S. 52f)

„Mit Alltag soll hier aber nicht ein genau (institutionell bzw. sozial-räumlich) abgegrenzter gesellschaftlicher Teilbereich [...] verstanden werden, sondern ‚Alltag’ stellt erst ein­mal ein analy­tisches Konstrukt dar, das den Soziologen anweist, von den sozialen Problemstellungen, Deutungen und Handlungsweisen der einzelnen Gesellschaftsmitglieder auszugehen.“ (Hörning 1988, S. 53)

„Um die Gesellschaft reproduzieren zu können, ist es notwendig, daß die einzelnen Menschen sich selbst als einzelne Menschen reproduzieren. Das Alltagsleben ist die Gesamtheit der Tätigkeiten der Individuen zu ihrer Reproduktion, welche jeweils die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Reproduktion schaffen.“ (Heller 1978, S. 24)

„Unsere Abhandlung soll eine soziologische Analyse der Alltagswirklichkeit vorstellen – präziser: eine Analyse jenes Wissens, welches das Verhalten in der Alltagswelt reguliert.“ (Berger/Luckmann 1977, S. 21)

 

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Zuletzt aktualisiert am 31.03.2008.